Willst du für Deutschland sterben?

Deutschland muss wieder „kriegstüchtig“ werden – diesen Satz hört man seit dem Krieg in der Ukraine häufig aus der Politik. Auch im neuen Koalitionsvertrag ist Aufrüstung und die Umstrukturierung der Wehrpflicht eines der Hauptthemen.

Der Bundeswehr fehlt seit Jahren eine Reserve von ausgebildeten Soldat:innen oder einfach gesagt: Im Kriegsfall rechnet man mit hohen Todeszahlen. Für diesen Fall ist es wichtig, dass genug Reservist:innen als Kanonenfutter nachrücken können. Trotz ihrer Werbung auf allen Kanälen gelingt es der Bundeswehr nicht, ausreichend Rekrut:innen zu gewinnen. Deshalb soll in Zukunft ein Fragebogen an alle 18-jährigen Männer geschickt werden. Das Ausfüllen dieses Fragebogens wird verpflichtend sein – bei Verweigerung drohen noch unklare Sanktionen. Es werden Fragen zu körperlicher Gesundheit und bestimmten Fähigkeiten gestellt. Wer für die Bundeswehr in Frage kommt, wird zu einer verpflichtenden Musterung eingeladen. Durch diese „Wehrerfassung“ sollen Informationen über alle „wehrfähigen“ Bürger:innen gesammelt werden, die dem Staat seit der Abschaffung der Wehrpflicht fehlen.

Wie versucht die Bundeswehr, dich anzuwerben?

Weil es der Bundeswehr seit Jahren an Nachwuchs fehlt, nimmt sie die jüngeren, beeinflussbaren Schüler:innen schon länger ins Visier. So produziert sie Social-Media-Angebote wie YouTube-Serien, aber auch Snapchat-Filter, plakatiert über Wochen großflächig in allen deutschen Städten und bedruckt sogar Pizzakartons.

Mit ihren Rekrutierungskampagnen inszeniert sich die Bundeswehr als Truppe von Helden, die Stärke und Selbstverwirklichung verspricht. In Wahrheit jedoch werden vor allem junge Männer mit übersteigerter Männlichkeitsromantik und Kriegsbildern geködert.

Zudem tritt die Bundeswehr auf Jobmessen auf, die für Schüler:innen oft verpflichtend sind[1] und soll laut Koalitionsvertrag den Einsatz von Jugendoffizieren an Schulen erhöhen.

Außerdem möchte Verteidigungsminister Pistorius ein Anreizsystem schaffen, bei dem Soldat:innen beispielsweise ein Gratis-Führerschein oder weiterhin der Studienzugang ohne Numerus Clausus angeboten werden.[2] Ein ziemlicher geringer Tauschwert, wenn wir bedenken, dass die Soldat:innen sich jahrelang verpflichten und im Zweifel mit ihrem Leben bezahlen.

Welche Interessen vertritt die Bundeswehr?

Der deutsche Staat kürzt seit Jahren Investitionen in vielen wichtigen Bereichen, wie zum Beispiel für Maßnahmen zur Bekämpfung von Kinderarmut, Wohnungsnot oder der Klimakrise. Auf der anderen Seite steigt der Bundeswehr-Etat seit Jahren an. 2014 lag er noch bei 32,4 Milliarden Euro, im Jahr 2024 stand der Bundesregierung mit einem Etat von 51,95 Milliarden Euro und Sondervermögen insgesamt 90,8 Milliarden Euro für die Verteidigung zur Verfügung.[3] 

90 Milliarden Euro – für Waffen für die Ukraine, aber vor allem für die Aufrüstung der Bundeswehr. Wirtschaftsbosse wollen wieder Kanonen statt Butter. Pistorius bestellt Kampfflugzeuge, Kriegsschiffe und Panzer vor allem auf Pump und macht Schulden auf Jahrzehnte.[4]

Offiziell sollen all diese Waffen eine „regelbasierte internationale Ordnung“ schützen, für die Deutschland „Verantwortung“ übernehmen und „Führungsmacht“ werden will. Solche Worthülsen sollen seriös klingen. Faktisch geht es aber vor allem darum, wer künftig wo Profit machen kann und wer die globalen machtpolitischen Regeln aufstellt: Die Bundeswehr soll deutsches Kapital schützen, das heißt: Standorte für deutsche Firmen und Absatzmärkte für ihre Waren sichern.[5]

Krieg bringt dich um oder macht dich krank 

Seit ihrer Gründung hat die Bundeswehr über 3.000 Angehörige im Dienst verloren, und auch Suizide unter Soldat:innen zeigen die enormen Belastungen.[6] Studien gehen davon aus, dass etwa 20 Prozent aller ehemaligen Einsatzsoldat:innen Erfahrungen mit posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) gemacht haben. Experten vermuten jedoch, dass die Dunkelziffer deutlich höher liegt – bis zu 40.000 Betroffene. Krieg macht krank: Viele Menschen leiden infolge ihrer Einsätze bei der Bundeswehr an PTBS, oftmals treten die Probleme erst Jahre später auf.

Es ist die Seite der Armee, über die sie selbst nur ungern spricht. Krieg ist eben nicht so, wie ihn die Bundeswehr auf YouTube, TikTok und anderen Kanälen darstellt!

Wir fordern:

Aufrüstung beenden und Milliarden-Investitionen für Kinder, Jugendliche, Soziales, Umwelt- und Klimaschutz einsetzen!

Bundeswehr raus aus den Schulen – Kein Werben fürs Sterben!

Wenn du dich mit uns gegen Aufrüstung einsetzen willst, schreib uns und engagier dich bei uns!


Quellen:

[1] Zeitschrift Marxistische Erneuerung: Mehr Bundeswehr an Schulen (5.6.2024)

[2] SZ, Auf den Punkt/Wehrdienst: Was plant Pistorius für die Bundeswehr? (12.6.2024)

[3] Die Zeit: So viel Milliarden kann die Bundeswehr gar nicht sinnvoll ausgeben. (22.1.2025) Zum Vergleich der Finanzmittel siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Bundeshaushaltsplan_(Deutschland) 

[4] imi-online.de, Standpunkt 2024/14 und Factsheet Rüstung (5.3.2024)

[5] imi-online.de, Standpunkt 2023/022

[6] bundeswehr.de, Todesfälle in der Bundeswehr